(2025)
Publication Language: German
Publication Type: Thesis
Publication year: 2025
Publisher: Springer-Gabler
City/Town: Wiesbaden
ISBN: 978-3-658-47627-4
Der Wandel der Gesellschaft, der Mangel an qualifizierten Arbeitskräften in Deutschland und die Digitalisierung rufen insbesondere in der Wirtschafts-und Arbeitswelt einen nie dagewesenen Veränderungsdruck hervor, mit dem es umzugehen gilt (Rump, Eilers & Wilms, 2022). Die Digitale Disruption ist geprägt von einer außergewöhnlich rasanten Veränderungsgeschwindigkeit und nimmt durch technische Weiterentwicklungen, wie z. B. die Cloud oder KI, noch weiter an Fahrt auf (Stuhde & Panagos, 2023). Dadurch stoßen bewährte Geschäftsmodelle, Strukturen und Prozesse an ihre Grenzen.
Agilität stellt entsprechend einen Lösungsansatz dar, um die steigende Komplexität sowohl im Unternehmen als auch in dessen Umfeld bewältigen zu können (Ashby, 2011; Scott, 2004). Sie hilft Organisationen, schneller Entscheidungen zu treffen und auf Veränderungen zu reagieren. In der Softwareentwicklung ist agiles Arbeiten mittlerweile der neue Standard (vgl. o. A., 2024d; o. A., 2020). Gleichzeitig weisen Studien übereinstimmend darauf hin, dass agile Transformationen nur zu etwa 40 % erfolgreich sind. Diese Bestandsaufnahme von Agilität in der Praxis macht die hohe Komplexität einer agilen Transformation unmissverständlich klar, aber auch die sehr hohen Anforderungen, die an alle Beteiligten gestellt werden. Denn diese Veränderung muss in der Regel parallel zum operativen Tagesgeschäft bewältigt werden. Agilität ist also kein Allheilmittel, sondern sie hat auch einen Preis.
Vor diesem Hintergrund ist es das Ziel der vorliegenden Arbeit, die Auswirkungen von Agilität auf die Motivation und Zufriedenheit von Mitarbeitenden insbesondere im Kontext großer Organisationen zu untersuchen. Im Fokus stehen vor allem die Wirkungszusammenhänge und deren Bedingungen und Voraussetzungen. Denn die Vermutung liegt nahe, dass Motivation und Zufriedenheit von Mitarbeitenden ganz wesentlich von der Gestaltung des Einführungsprozesses und der Etablierung von Agilität abhängen. Dies wird im Kontext von IT-Vorhaben untersucht, da insbesondere dort agile Methoden sehr verbreitet sind und dieser Bereich eine hohe Dichte an gut ausgebildeten Wissensarbeitenden aufweist. Um sich der Fragestellung empirisch zu nähern, werden zunächst die Begrifflichkeiten zu Projektarbeit, Vorgehensweisen in der Softwareentwicklung, Agilität, Gruppenarbeit und Motivation definiert und inhaltlich konkretisiert. Im Anschluss daran werden zentrale Aspekte aus Forschung und Praxis vorgestellt und das empirische Forschungsfeld abgesteckt, um daraus das Untersuchungsvorgehen mit Expert*inneninterviews abzuleiten.
Im Rahmen einer branchenübergreifenden qualitativen Studie werden die aufgestellten Forschungsfragen empirisch beantwortet. Dafür werden 51 Pro-band*innen aus sieben Fallunternehmen unterschiedlichster Branchen interviewt. Im Rahmen einer qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring folgt die Auswertung der transkribierten und anonymisierten Interviews. Dieser Ansatz ermöglicht es, detaillierte Informationen aus den Interviews zu gewinnen und so die Grundlage für weitere Forschungen in diesem Bereich zu legen. Jeder Einzelfall wird zunächst basierend auf dem ausgearbeiteten Codesystem individuell ausgewertet, im Anschluss daran erfolgt eine fallübergreifende Beschreibung der Erkenntnisse.
Im Rahmen der Fallanalyse zeigen sich vier große Cluster: Team, Führung, Individuum und Organisation. Anhand dieser Cluster lassen sich hinsichtlich der motivationalen Wirkung von Agilität acht Kategorien identifizieren, die im agilen „Motivationsdiamanten“ in aggregierter und abstrahierter Form zusammengefasst werden.
Im Fazit erfolgt die strukturierte Darstellung und Beantwortung der Forschungsfragen der Studie. Die erhobenen und ausgewerteten Befunde machen deutlich, dass agile Arbeit im Team sehr unterschiedlich ausgeprägt sein kann, weil eine Vielzahl von Einflussfaktoren sich stark darauf auswirken. Die zentralen Einflussfaktoren werden unterteilt in acht Kategorien, die eine wesentliche Rolle spielen für die Arbeitsmotivation und-zufriedenheit von Mitarbeitenden in agilen Teams und Anhaltspunkte bieten für die arbeitsorganisatorische Gestaltung und deren Optimierung. Darüber hinaus liefert die Arbeit fünf zentrale Erkenntnisse über wichtige Gestaltungsanforderungen von Agilität in Bezug auf die Arbeitsmotivation. Außerdem zeigt sich, dass Agilität und agile Frameworks sich selbst noch in einer iterativen Weiterentwicklungsphase befinden. Die Limitationen der Arbeit werden bei der Beschreibung der methodischen Vorgehensweise und der Interpretation und Diskussion der Ergebnisse herausgearbeitet. Aus den Forschungserkenntnissen lassen sich schließlich praxisorientierte Schlussfolgerungen für die Unternehmen ableiten. Aufgezeigt wird auch der weitere Forschungsbedarf im Untersuchungsfeld. Der Schluss beinhaltet eine zusammenfassende Betrachtung der Studie mit Hinweisen, wie Wissensarbeit gestaltet werden kann, um das Potenzial von Mitarbeitenden zu aktivieren und zu nutzen und gleichzeitig negativen Folgen für Motivation und Gesundheit entgegenzuwirken.