Kult um Speisen? Essen und seine sozial-religiösen Funktionen im antiken Judentum, im entstehenden Christentum und in der Gegenwart

Eschner C (2022)


Publication Language: German

Publication Type: Journal article, Online publication

Publication year: 2022

Journal

Book Volume: 5

Pages Range: 14-37

Journal Issue: 2

URI: https://unipub.uni-graz.at/limina/periodical/titleinfo/8192554

DOI: 10.25364/17.5:2022.2.3

Open Access Link: https://doi.org/10.25364/17.5:2022.2.3

Abstract

Im antiken Judentum haben Speisevorschriften eine soziale und religiöse Bedeutung. Sie dienen als ein Mittel der Abgrenzung Israels von den Völkern und zu dessen Selbstdefinition als heiliges Volk. Anders als es gerade in der älteren Forschung häufig vertreten wurde, werden die grundlegenden jüdischen Speiseverbote im Urchristentum nicht aufgelöst. Es wird jedoch das trennende Moment, das mit bestimmten Essensvorschriften im antiken Judentum verbunden ist, stark zurückgedrängt und dagegen das Verbindende des Essens herausgestellt. Bei Paulus lässt sich zudem eindeutig eine Desakralisierung des Essens feststellen: Speisen haben ihm zufolge keine Bedeutung für das Reich Gottes (Röm 14,17; vgl. 1 Kor 6,13). Demgegenüber lässt sich in der Gegenwart für den Bereich des Essens eine gewisse Resakralisierung feststellen: Speisen sind zu einem Lifestyle-Produkt und zu einer Ersatzreligion geworden. Angesichts dieser Tendenz gilt es, das verbindende Moment des Essens nicht aus dem Blick zu verlieren. Im Urchristentum ist die Gemeinschaft beim Mahl in jedem Fall wichtiger als ein Kult um Speisen. Die urchristlichen Texte zum Essen zeigen somit eindrucksvoll: Antike Texte können, so sehr sie auch in der Antike verwurzelt sind und diesem Kontext Rechnung zu tragen ist, eine höchst aktuelle Bedeutung für ein gesellschaftlich brisantes Thema haben.

In early Judaism, dietary rules served a social and religious purpose. They were a tool of self-definition to distinguish Israel from other nations and establish Jews a holy people. Contrary to many claims in older research, fundamental Jewish food taboos were not dismissed in early Christianity. What shifted, however, was their function. The segregative dimension of dietary rules in early Judaism was replaced by a focus on its connective elements. Going further, Paul evidences the desacralisation of food; according to him, food bears no significance in God’s kingdom (Romans 14:17; cf. 1 Corinthians 6:13). Reversely, we can observe a certain resacralisation today: food has become a lifestyle product, a form of substitute religion. This emerging trend brings with it a renewed importance to remember the communal aspect of food. In early Christianity, the meal symbolised community much more than worship. Thus, early Christian texts prove that no matter their historic roots, which need to be contextualised and reflected, ancient texts still hold much relevance in current and socially relevant debates.

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How to cite

APA:

Eschner, C. (2022). Kult um Speisen? Essen und seine sozial-religiösen Funktionen im antiken Judentum, im entstehenden Christentum und in der Gegenwart. LIMINA - Grazer theologische Perspektiven, 5(2), 14-37. https://dx.doi.org/10.25364/17.5:2022.2.3

MLA:

Eschner, Christina. "Kult um Speisen? Essen und seine sozial-religiösen Funktionen im antiken Judentum, im entstehenden Christentum und in der Gegenwart." LIMINA - Grazer theologische Perspektiven 5.2 (2022): 14-37.

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