Spuren von Diversität in französischen Selbstdokumenten des 18. Jahrhunderts
Keilhauer A (2018)
Publication Type: Book chapter / Article in edited volumes
Publication year: 2018
Publisher: transcript
Edited Volumes: Diversität historisch. Repräsentationen und Praktiken gesellschaftlicher Differenzierungen im Wandel
Series: histoire
City/Town: Bielefeld
Pages Range: 79-99
ISBN: 978-3-8376-4401-2
DOI: 10.14361/9783839444016-005
Abstract
Ausgangspunkt des Beitrags ist die Hypothese,
dass Diskurse der Diversität auf das Selbstverständnis des Individuums
zurückwirken und Spuren in seinen verschiedenen Formen der
Selbstthematisierung hinterlassen. Der Beitrag diskutiert den möglichen
Nutzen von Egodokumenten für eine historische Analyse von
Diversitätsausfächerungen in der frühen Neuzeit und fragt zugleich nach
dem Mehrwert des Diversitätskonzepts für die Gattungsdiskussion zu
Selbstzeugnissen. Moderne Ausdifferenzierungen der Gattung zeigen seit
einiger Zeit direkte Ausfächerungen des Genres nach
Diversitätskriterien, etwa die spezifische Artikulierung weiblicher
Lebenserfahrungen, die Reflexion über Alter oder Krankheit (Alzheimer)
bis hin zur Behindertenautobiographie. Diversität ist hier direkter
Anlass für autobiographisches Schreiben, das sich in besonderem Maße
auch mit den Auswirkungen von Diversitätszuschreibungen beschäftigt. Das
18. Jahrhundert ist eine Umbruchzeit der Selbstthematisierung und
deshalb ein Periode, in der das Auftauchen des Diversitätsdiskurses in
seiner Dynamik beobachtet werden kann. Es ist eine Zeit der
Säkularisierung des Beichtgestus, der Verlagerung von der Dominanz des
historischen Bezugs in der Memoirenliteratur zu seiner bewussten
Einklammerung durch die Konzentration auf die individuelle Entwicklung
in autobiographischen Texten. Rousseaus »moderne« Selbstthematisierung
entsteht als Verteidigung gegen Diversitätszuschreibungen und bildet das
zentrale Referenzmodell der weiteren Entwicklung der Gattung. Im
vorliegenden Beitrag werden verschiedene französischsprachige
Selbstdokumente des 18. Jahrhunderts als Diskursorte von Diversität und
Intersektionalität betrachtet. Konkret werden die Memoiren von Valentin
Jamerey-Duval, die Bekenntnisse von Jean-Jacques Rousseau und die
Memoiren von Madame Roland betrachtet, die jeweils auf unterschiedliche
Weise die Vielfältigkeit und Prozesshaftigkeit der Zuschreibung von
Differenz belegen, inszenieren und auch hinterfragen. Die Ergebnisse
unterstreichen die Schwellenfunktion des 18. Jahrhunderts bei der
historischen Ausdifferenzierung von Diversität, die nicht zufällig mit
dem Beginn der modernen Gattungstradition der Autobiographie
zusammenfällt.
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How to cite
APA:
Keilhauer, A. (2018). Spuren von Diversität in französischen Selbstdokumenten des 18. Jahrhunderts. In Moritz Florin, Victoria Gutsche, Natalie Krentz (Eds.), Diversität historisch. Repräsentationen und Praktiken gesellschaftlicher Differenzierungen im Wandel. (pp. 79-99). Bielefeld: transcript.
MLA:
Keilhauer, Annette. "Spuren von Diversität in französischen Selbstdokumenten des 18. Jahrhunderts." Diversität historisch. Repräsentationen und Praktiken gesellschaftlicher Differenzierungen im Wandel. Ed. Moritz Florin, Victoria Gutsche, Natalie Krentz, Bielefeld: transcript, 2018. 79-99.
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