Wanner P, Adler W, Winkler J, Klucken J, Pfeifer K, Steib S (2018)
Publication Language: German
Publication Type: Conference contribution
Publication year: 2018
Publisher: Hippocampus Verlag
Conference Proceedings Title: Neurologie & Rehabilitation
Event location: Erlangen
ISBN: 0947-2177
Einleitung: Positive Anpassungen an regelmäßiges motorisches Üben bei Morbus Parkinson
(PD) sind auf zentralnervöse Anpassungsprozesse zurückzuführen
(Neuroplastizität), weshalb die Bewegungstherapie auch als motorischer
Lernprozess zu verstehen ist (Abbruzzese et al., 2016). Die motorische Lernfähigkeit
von PD Patienten ist im Vergleich zu gesunden altersgleichen Personen reduziert,
was sich in einer verminderten Aneignungs- und Behaltensleistung
(Konsolidierung) darstellt. Neuere Studien an jungen Erwachsenen deuten
darauf hin, dass motorische Lernprozesse durch akute Herz-Kreislauf-Beanspruchungen in unmittelbarer zeitlicher Nähe zum
motorischen Üben optimiert werden können (Roig et al., 2016; Taubert et al.,
2015). Ziel dieser Studie war es, diesen Zusammenhang bei PD Patienten zu
untersuchen.
Material/Methode: 17 Patienten mit
idiopathischem Parkinson Syndrom (Hoehn & Yahr:1-2,5; Alter: 64,4±6,2)
nahmen an dieser Crossover-Studie teil. Unmittelbar vor dem Üben einer
Gleichgewichtsaufgabe absolvierten die Patienten eine von zwei Versuchskonditionen
für 30 Minuten: i) aerobes Radfahren mit mäßiger Intensität (60-70% VO2max),
oder ii) Ruhephase im Sitzen. Die motorische Aufgabe bestand darin, eine
Gleichgewichtsplattform (Stabilometer) in horizontaler Position zu
stabilisieren. Die Patienten führten 15 Übungsversuche (jeweils 30 Sekunden) durch,
gefolgt von einem Retentionstest 24 Stunden später. Zur Beurteilung der
Aneignungsleistung sowie der Konsolidierung der motorischen Aufgabe wurde die
Zeit im Gleichgewicht (Plattform innerhalb von ±5° von der Horizontalen) für
jeden Übungsdurchgang berechnet und mittels Messwiederholungs-ANOVA innerhalb
und zwischen den Versuchsbedingungen verglichen.
Ergebnisse: Die Ergebnisse zeigten, dass das aerobe
Radfahren keinen Einfluss auf das Performanzniveau während der Aneignung hatte (F1,31
< 1, p = .842), obwohl es den zeitlichen Verlauf des Lernanstiegs beeinflusste (größere
anfängliche und geringere späte Steigerung). Im Gegensatz dazu verbesserte das
aerobe Radfahren die Konsolidierung signifikant (F1,32
= 10.734, p = .003). Demnach kam es in der Ruhe-Kondition zu einem Leistungsabfall nach 24
Stunden, wohingegen das Niveau in der Experimentalkondition stabil blieb.
Diskussion: Die Ergebnisse dieser Studie deuten darauf
hin, dass eine einzelne Herz-Kreislauf-Beanspruchung mit
moderater Intensität zu einer Verbesserung der motorischen Lernleistung bei
Parkinsonpatienten führen kann. Weitere Arbeiten sind notwendig, um die
zugrundeliegenden Mechanismen, die optimale Trainingssteuerung und die
Anwendbarkeit auf andere motorische Aufgaben zu überprüfen. Außerdem muss das
Potenzial für Patienten in späteren Krankheitsstadien untersucht werden.
Literatur
Abbruzzese, G., Marchese, R., Avanzino, L., et al. (2016). Parkinsonism Relat Disord, 22 Suppl 1, 60-4.
Roig,
M., Thomas, R., Mang, C. S., Snow, N. J. et al. (2016). Exerc Sport Sci Rev, 44 (2), 81-8.
Taubert, M., Villringer, A., & Lehmann, N. (2015). Front Hum Neurosci, 9, 692.
APA:
Wanner, P., Adler, W., Winkler, J., Klucken, J., Pfeifer, K., & Steib, S. (2018). Herz-Kreislauftraining zur Optimierung motorischer Lernprozesse in der Neurorehabilitation. In Neurologie & Rehabilitation (Hrg.), Neurologie & Rehabilitation. Erlangen: Hippocampus Verlag.
MLA:
Wanner, Philipp, et al. "Herz-Kreislauftraining zur Optimierung motorischer Lernprozesse in der Neurorehabilitation." Tagungsband 7. Gemeinsame Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Neurorehabilitation e. V. (DGNR) und der Deutschen Gesellschaft für Neurotraumatologie und Klinische Neurorehabilitation e. V. (DGNKN), Erlangen Hrg. Neurologie & Rehabilitation, Hippocampus Verlag, 2018.
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