Rennen mit Zerebralparese: Was sind die Voraussetzungen?

Böhm H, Wanner P, Hösl M, Döderlein L (2016)


Publication Type: Conference contribution, Abstract of lecture

Publication year: 2016

Event location: Wien

Abstract

Einleitung: In der Klassifi zierung der motorischen Beeinträchtigung (GMFCS) ist nur für die Stufe I Rennen immer möglich, aber Geschwindigkeit, Gleichgewicht und Koordination sind eingeschränkt. Für die Stufe II ist Rennen bestenfalls eingeschränkt möglich, da durch die erhöhten Anforderungen beim Rennen die Schwäche und Spastik der Muskeln limitierend sein können [1,2]. Weil Rennen eine wichtige Rolle in der Teilhabe bei Kindern und Jugendlichen spielt, ist es Ziel dieser Studie bei Patienten mit GMFCS II herauszufinden was die muskulären Voraussetzungen darstellen um Rennen zu können.

Methode und Material: In einer retrospektiven Analyse wurden Patienten die zwischen 2010 und 2015 eine instrumentelle Ganganalyse erhalten haben nach folgenden Einschlusskriterien analysiert: Bilateral spastische CP, GMFCS II, zwischen 6 und 18 Jahren. Die Fähigkeit zu Rennen wurde durch die Existenz einer Flugphase beider Beine festgelegt. Klinische Tests der Kraft der Hüft Flexoren, Extensoren, Abduktoren, Knie-extensoren und Plantarfl exoren und die Rectusspastik wurde bei Patienten die Rennen können und denen die nicht Rennen können verglichen.

Ergebnisse: Insgesamt entsprachen 219 Patienten den Einschlusskriterien, davon konnten 58% nicht Rennen. Die Unterschiede zwischen Patienten die Rennen können und denen die nicht Rennen können sind in Tabelle 1 dargestellt. Patienten die Rennen können haben eine signifi kant höhere Gehgeschwindigkeit, Muskelkraft sowie reduziertes BMI und Spastik des Rectus.

Zusammenfassung: Eine große Anzahl 42% von Patienten mit GMFCS II können
Rennen. Die Fähigkeit zu Rennen wäre daher durchaus eine alltagsrelevante
Unterklassifi kation. Bei Patienten die nicht Rennen sind alle untersuchten Muskelkräfte bis auf die Abduktoren signifi kant reduziert. Zusätzlich ist der BMI erhöht. Durch das ungünstige Kraft zu Gewicht Verhältnis wird zusätzlich noch die Aufrichtung gegen die Schwerkraft verschlechtert. Durch die höhere Rectusspastik könnte bei hohen Muskeldehnungsgeschwindigkeiten in der Schwungphase die Bodenfreiheit eingeschränkt sein und somit eine Flugphase verhindern. Wegen der hohen Effektstärken sind vor allem die Reduktion des Körpergewichtes und das Training der gegen die Schwerkraft wirkenden Muskeln eine mögliche Maßnahme um das Rennen zu erlangen.

Literatur

[1] Davids et al. (1999) J Pediatr Orthop;19:461-9.

[2] Böhm & Döderlein (2012) Gait Posture;35(2):322-7

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How to cite

APA:

Böhm, H., Wanner, P., Hösl, M., & Döderlein, L. (2016). Rennen mit Zerebralparese: Was sind die Voraussetzungen? Paper presentation at 1. GAMMA Kongress, Wien.

MLA:

Böhm, Harald, et al. "Rennen mit Zerebralparese: Was sind die Voraussetzungen?" Presented at 1. GAMMA Kongress, Wien 2016.

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