Der spätpaläolithische Fundplatz von Salzkotten-Thüle

Heidenreich S (2012)


Publication Language: German

Publication Status: Accepted

Publication Type: Book chapter / Article in edited volumes

Publication year: 2012

Original Authors: Heidenreich Stephan

Publisher: Leidorf

Edited Volumes: Anfang und Ende der Federmessergruppen in Westfalen

City/Town: Rahden

Pages Range: 211-281

Abstract

Der spätpaläolithische Fundplatz von Salzkotten-Thüle, Kreis Paderborn, wurde 2001 während der Ausgrabungen einer kaiserzeitlichen Siedlung des 1.  Jahrhunderts n. Chr. entdeckt und ausgegraben. Das Fundspektrum setzt sich  ausschließlich aus Steinobjekten zusammen, wovon ca. 80 % als Artefakte und ca. 20 % als natürliche Trümmer und Hitzetrümmer anzusprechen sind. Als Rohmaterial wurde vor allem lokal vorkommender baltischer Feuerstein (ca. 95 %) sowie in geringen Mengen Keratophyr und Kieselschiefer verwendet. Das  Grundformspektrum setzt sich vor allem aus Abschlägen (ca. 50 %),  Klingen/Lamellen (ca. 15 %) und artifi ziellen Trümmern (ca. 5 %) zusammen. Daneben kommen 21 Kerne (< 1 %) vor. Die technologische Analyse konnte  eine opportunistische Operationskette ohne klar trennbare Phasen der  Kernpräparation und des Grundformabbaus rekonstruieren. Das  Werkzeuginventar spiegelt derweil das typische Gerätespektrum eines  Federmesserfundplatzes Nordwesteuropas wider. Kratzer dominieren dabei mit  ca. 50 % der Geräte, wobei diese typischerweise an massiven Abschlägen  gefertigt wurden. Ebenfalls häufi g vertreten sind rückengestumpfte Formen  (ca. 30 %), darunter Rückenspitzen. Stichel und Endretuschen sind nur wenige  vorhanden. Hervorzuheben sind rückengestumpfte Formen mit Basisretusche,  die die Frage nach dem Vorhandensein von chronologisch empfi ndlichen  Malauriespitzen eröffnen. Gemeinsam betrachtet stellen Typologie und  Technologie den Fundplatz eher in einen späten Abschnitt der  Federmessergruppen, in eine Zeit zwischen der zweiten Hälfte des Allerød- Interstadials und dem Beginn der Jüngeren Dryaszeit, also zwischen ca. 11  500 und 10 800 calBC. Neben der technologischen und typologischen Analyse  wurde auch eine detaillierte räumliche Analyse durchgeführt, wodurch zwei  Modelle der Lagerplatzstruktur rekonstruiert werden konnten. Hierbei ist das  Vorhandensein einer Behausung von großer Bedeutung für die Interpretation.  Insgesamt zeigt der späte Federmesserfundplatz von Salzkotten-Thüle neben  den beiden einzigen anderen ausgegrabenen Federmesserfundplätzen  Westfalens – Westerkappeln und Rietberg – dass die Westfälische Tiefl  andsbucht während des gesamten Allerød-Interstadials ein potentielles Habitat für Jäger und Sammler darstellte.

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How to cite

APA:

Heidenreich, S. (2012). Der spätpaläolithische Fundplatz von Salzkotten-Thüle. In Richter Jürgen (Hrg.), Anfang und Ende der Federmessergruppen in Westfalen. (S. 211-281). Rahden: Leidorf.

MLA:

Heidenreich, Stephan. "Der spätpaläolithische Fundplatz von Salzkotten-Thüle." Anfang und Ende der Federmessergruppen in Westfalen. Hrg. Richter Jürgen, Rahden: Leidorf, 2012. 211-281.

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