Dissertationsprojekt [abgeschlossen; summa cum laude]: Von Sklaverei erzählen – Sklaverei abschaffen? Erzählende Passagen im französisch- und deutschsprachigen Abolitionsdrama des 18. Jahrhunderts (1725–1796).

Non-FAU Project


Start date : 01.10.2018


Project details

Scientific Abstract

Betreuung: Prof. Dr. Judith Frömmer, Prof. Dr. Monika Fludernik

Promotionsfach: „Allgemeine und vergleichende Literatur- und Kulturwissenschaft“


Was bedeutet es, entrechteten und stimmlos gemachten Afrikaner*innen, die zu Tausenden versklavt und in die Kolonien europäischer Nationen verschleppt werden, in der literarischen Fiktion, konkret in Dramen des 18. Jahrhunderts, eine Stimme zu verleihen und sie von ihren Versklavungserfahrungen erzählen zu lassen? Heißt dies, Sklav*innenketten textuell zu sprengen und im Kontext der transnational geführten Abolitionsdebatte Argumente bereitzustellen, Sklav*innenhandel und Sklaverei auch realweltlich abzuschaffen? Und welches Erzählen findet zusammen mit den Dramen, innerhalb derer es firmiert, national und international rezeptionsseitig Gehör?


Ziel der Studie ist es, anhand eines Korpus von zwölf französisch- und deutschsprachigen Abolitionsdramen des 18. Jahrhunderts, zumeist nicht-kanonischen, unedierten und weitgehend unerschlossenen Texten, Formen, Funktionen und Funktionalisierungen des figürlichen Erzählens (vormaliger) versklavter Figuren herauszuarbeiten. Das figürliche Erzählen, ein vielfach anekdotisches und fingiertes biografisches Erzählen, das, wie die Texte selbst, zunehmend im Grenzbereich von Faktualität und Fiktionalität anzusiedeln ist, wird als literarische Strategie im Kontext der transnationalen Bewegung zur Abschaffung von Sklav*innenhandel und Sklaverei in seinen Realisierungsvarianten konturiert. Mit der Analyse des figürlichen Erzählens kann daher ein differenziertes Verständnis der bislang noch kaum beachteten und, wenn überhaupt, von der Forschung vielfach ausschließlich als Ausdruck und (Vermittlungs-)Medium von Kritik an Sklav*innenhandel und Sklaverei gelesenen französisch- und deutschsprachigen Abolitionsdramatik geleistet werden. Gezeigt werden kann, dass das figürliche Erzählen jenseits seiner vermeintlich emanzipatorischen Kraft im Sinne eines ‚the Subaltern can speak‘ vielfach als textuelle Autorisierungs- und Persuasionsstrategie gebraucht wird, Sklav*innenhandel und Sklaverei unter ‚besseren‘ Bedingungen fortbestehen zu lassen oder gar auszuweiten.

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