Tagung: "Literatur am Ende. Putting *Schöpfung* in *Erschöpfung*"

Non-FAU Project


Start date : 16.11.2022

End date : 18.11.2022

Website: https://www.uni-bamberg.de/germ-litvermitt/tagung-erschoepfung/


Project details

Scientific Abstract

Überall zeigen sich Erschöpfungserscheinungen: In weniger lebenswichtigen Bereichen wie dem Literaturbetrieb wird das Papier knapp, in lebensnotwendigen Bereichen wie dem Gesundheitssystem verzehrt die Pandemie das Pflegepersonal. Es mag an dem Blick der erschöpften Individuen zu pandemischen Zeiten liegen, dass sich überall das Ende anzukündigen scheint. Viele fühlen sich erinnert an décadence und ennui der vorletzten Jahrhundertwende, andere an mementomori und vanitas im Barock. Literaturwissenschaftler*innen, die sich sowieso leidenschaftlich in endlosen Referenzsystemen verlieren können, werden immerhin nicht müde Parallelen zu finden in den Erschöpfungszuständen unterschiedlicher Epochen. Wir sind nicht erschöpft genug, um nicht über Erschöpfung zu reden. Deshalb laden wir zu einer Tagung, in der wir die Schöpfung in der Erschöpfung suchen wollen. Es ist uns um sehr viel zu tun:  

Die Literaturwissenschaft zeigt Erschöpfungserscheinungen. Die kanonischen Autoren [sic!] gelten als überforscht und so verlieren sich Forscher*innen in Details wie Goethes Wäschelisten. Das liegt nicht zuletzt an den zu enggefassten akademischen Kriterien für Literatur, die es wert ist, erforscht zu werden. Einer von drei Faktoren muss den Gegenstand legitimieren: 1. kommerzieller Erfolg – ‚da kommt man nicht drum rum‘; 2. ästhetische Qualität, gemäß von der Literaturwissenschaft selbst gesetzten Kriterien; 3. soziologisches Interesse, meist verbunden mit einem abschätzigen Blick auf ‚bildungsferne Milieus‘. Das macht es schwer, aus dem erschöpften Kanon auszubrechen. Dabei ist bereits die Literatur selbst, die sich diesen Kriterien beugt, erschöpft. Nicht nur im Sinne einer Überforschung, sondern auch im Sinne eines repetitiven Selbstbezugs, der sich im Zitat verliert. Literatur, die ästhetisch legitimiert sein will, scheint sich durch ihre immer koketter werdenden selbstreflexiven Volten nur noch der Literaturwissenschaft anzubiedern.

gemeinsame Organisation mit:

Denise Dumschat-Rehfeldt, Julia Ingold, Simone Ketterle, Jonas Meurer, Magdalena Sperber, Anna-Lena Westphal

Involved:

Contributing FAU Organisations:

Funding Source