The Bavarian Scientific Expedition to Brazil (1817-1820)

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Start date : 01.09.2019


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Scientific Abstract

Die sich in der ersten Dekade des 19. Jahrhunderts vollziehende Öffnung Brasiliens führte zu einem steigenden Interesse europäischer Gelehrter, die das Land bereisten. Unter jenen Reisenden befanden sich auch zahlreiche Wissenschaftler, die von Zeichnern, Malern und anderem wissenschaftsunterstützenden Personal begleitet wurden . Sie bildeten eine disziplinär geprägte epistemische Community, wobei für die meisten Alexander von Humboldt geistiger Schirmherr und Vorbild war (ETTE 2009, 16-22; LISBOA 2013, 309-317; WEBER / BERNHART 2013, 263-269) . Vor diesem Hintergrund spielte eine österreichische Expedition anlässlich der Heirat der österreichischen Erzherzogin Maria Leopoldine von Habsburg-Lothringen mit dem künftigen Kaiser Dom Pedro I. eine zentrale Rolle (TIEFENBACHER 1994; LISBOA 1997, 21). Im Gefolge dieser Expedition reisten auch zwei bayerische Wissenschaftler, Johann Baptist Spix (Zoologe) und Carl Friedrich Philipp Martius (Botaniker), im Auftrag der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in MÜnchen von 1817 bis 1820 nach Brasilien.
Die Bayerische Akademie der Wissenschaften instruierte Spix und Martius, die Pflanzen- und Tierwelt ebenso wie die Gesteine und das Klima, also die Natur Brasiliens insgesamt, zu erforschen. Aber auch gesellschaftlich-ethnologische und anthropologische Studien insbesondere zur indigenen Bevölkerung sollten nicht vernachlässigt werden (SPIX & MARTIUS 1823, Bd. 1: 5-7). Spix und Martius produzierten ein enormes Volumen an Daten und sammelten Pflanzen und Tiere, die sie für den Transport in die Heimat präparierten und in wenigen Fällen – so gut es eben ging – auch an Ort und Stelle bestimmten. Darüber hinaus interessierten sich die beiden Naturforscher auch für politische, soziale, wirtschaftliche und vor allem kulturelle Aspekte (Indigenensprachen, Bräuche, materielle Objekte des alltäglichen Gebrauchs etc.).
Auch nach ihrer Rückkehr stellte die Brasilienreise der beiden Naturwissenschaftler einen zentralen Referenzpunkt für die nationale und internationale Wissenschaftsgemeinschaft dar. Ein Grund dafür ist der 1823 von Spix und Martius veröffentlichte, für ein breiteres Publikum verfasste voluminöse Bericht „Reise nach Brasilien“, dem in den Jahren 1828 und 1831 (mit Atlas) noch weitere Bände folgten. Spix konnte sein Werk nicht vollenden, da er bereits 1826 verstarb. Martius' Œuvre hingegen war beachtlich. Seine Auswertungen in wissenschaftlichen Zeitschriften und eigenständigen Publikationen erreichten ein großes Fachpublikum weit über den deutschen Sprachraum hinaus. Fast alles, was mit dieser Reise in Verbindung stand – die gesammelten Objekte, offizielle Schreiben sowie Briefkorrespondenz mit Naturwissenschaftlern und Gelehrten, Tagebücher, Karten, Zeichnungen und Bilder –, ist überliefert, und zwar gesammelt, klassifiziert und archiviert (LISBOA 1997, 60ff., 207). Ein Großteil des österreichischen Nachlasses dagegen verbrannte bereits während der Revolution von 1848 und ist zerstört. Abgesehen davon resultierten aus der österreichischen Expedition, gemessen an den gesammelten Daten und Objekten, nur verhältnismäßig wenige wissenschaftliche Publikationen, was ihre langfristige Rezeption erschwerte (RIEDL-DORN 2000).

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