Die Wissensräume der ballistischen Photo- und Kinematographie, 1860-1960

Third party funded individual grant


Start date : 01.12.2010

End date : 31.12.2015

Website: http://www.theater-medien.de/forschung/einzelforschungsprojekte/ballistische-photo-und-kinematographie-dfg/


Project details

Short description

Das Forschungsprojekt untersucht in einer Verknüpfung von medien-, technik-, wissenschafts- und kulturgeschichtlichen Fragestellungen die Rolle von Photographie und Film bei der Aufzeichnung von Schüssen und Explosionen im ballistischen Labor. Dabei verfolgt es die Geschichte der ballistischen Photo- und Kinematographie mit ihren spezifischen Brüchen und Kontinuitäten von den ersten Photographien konventioneller Schüsse um 1860 bis zur photographisch-filmischen Erfassung der amerikanischen Atombombentests von 1945-1962. Im Vordergrund des Interesses stehen wissenschaftliche Aufnahmen, in denen mittels spezieller Hochgeschwindigkeitstechniken Ereignisse kürzester Dauer sichtbar gemacht wurden; analysiert werden aber auch Dokumentarphotographien und -filme, die der Publizierung und Popularisierung der amerikanischen Nukleartests dienten.

Scientific Abstract

Das vorliegende Forschungsprojekt wirft einen neuen, integrativen und kontextualisierenden Blick auf die Geschichte der ballistischen Photo- und Kinematographie, der diese vor allem im Hinblick auf das in ihr artikulierte Verhältnis von Wissen und Räumlichkeit untersucht. Dabei werden die Photographie und der Film zunächst in das soziotechnische Netzwerk des ballistischen Labors eingebettet. Obwohl sie dort in einem Verhältnis der Kooperation und Assimilation zu anderen Beobachtungs-, Speicher- und Übertragungsmedien standen, waren sie diesen zugleich dadurch überlegen, dass sie durch die Verräumlichung der zeitlichen Seite ballistischer Bewegungen auch deren räumliche Seite epistemisch erschlossen. Weil damit Schüsse und Explosionen, die sich zuvor aufgrund ihrer extremen Geschwindigkeiten der visuellen Wahrnehmung entzogen hatten, erstmals sichtbar gemacht werden konnten, bedeutete das Eindringen der Photographie in die Ballistik eine Zäsur in der Geschichte dieses Wissensraumes. Andererseits haben die Photo- und Kinematographie den Bruch zwischen der konventionellen und der nuklearen Waffentechnik, der sich auch in einer explosiven Vergrößerung des Laborraumes niederschlug, überbrückt, weil sie auch bei den amerikanischen Atombombentests ein unverzichtbares Messinstrument bildeten. Schließlich ragten diese beiden Bildmedien dort auch deshalb aus der Menge der ballistischen Beobachtungsapparate heraus, weil sie im Unterschied zu diesen nicht allein der wissenschaftlichen Messung, sondern zugleich einer popularisierenden Repräsentation gegenüber einer rhetorisch zu gewinnenden Öffentlichkeit dienten.

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